Attenweiler

Seitenbereiche

Seiteninhalt

Das Besondere in Kurzform

Trefflich beschrieben hat das Besondere von Attenweiler Gertrud Schirmer in ihrem Gedicht „Das doppelte Dorf“ veröffentlicht in der Festschrift anlässlich des Kreismusikfestes 1983, in welchem es unter anderem heißt:

  • Zwoi schöne Kirche hond mer zum beta
  • zwoi Pfarrer dond onsern Herrgott vertreta.
  • woi Kirchachör singet zu Gottes Ehr
  • zwoi Pfarrhäuser sind do, was willmer mehr.
  • Zwoimol klinglets mir im Ohr
  • Musikverei, Posaunachor.

Die hier beschriebene Zweiteilung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Attenweiler. Ausgelöst durch die unter der Überschrift „Besitz- und Herrschaftsverhältnisse“ detailliert beschriebenen Zweiteilung und zementiert durch die konfessionelle Zweiteilung nach der Reformation.

Es ist eines der wenigen Dörfer unseres Landes, in denen seit der Reformation immer evangelische und katholische Christen nebeneinander gelebt haben. Dies erklärt sich auf den ersten Blick aus den Macht-, Rechts-, und Besitzverhältnissen, wie sie vom ausgehenden Mittelalter bis um 1800 bestanden haben.

Zwei reichsunmittelbare Herrschaften hatten hier ihre verschiedenen Rechte. Der Freien Reichsstadt Biberach bzw. ihrem Hospital zum Heiligen Geist gehörten die meisten Höfe, dadurch war Biberach Obrigkeit für das ganze Dorf. Dem Prämonstratenserkloster Schussenried gehörten die Pfarrei und einige Bauernhöfe, ihm stand der Zehnte aus dem ganzen Dorf zu. Die Spuren dieser beiden Herrschaften sind hier bis heute erkennbar, obwohl ihre Rechte im Dorf seit nunmehr 200 Jahren (1803 Säkularisation) erloschen sind. Die Tatsache aber, dass sich die Bevölkerungsanteile der Konfessionen, vor allem in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, immer wieder änderten und sich dann in etwa gleicher Stärke hielten, widerlegt die naheliegende Vermutung, alle spitälischen Lehensbauern hätten sich bis 1803 zum evangelischen, alle schussenriedischen aber zum katholischen Glauben bekennen müssen.

Ausschlaggebend für die ungewöhnliche Konstellation war vielmehr die unmittelbare Nachbarschaft zur paritätischen Reichsstadt Biberach, mit deren Geschichte die Entwicklung in engstem Zusammenhang steht. Das jahrhundertelange Nebeneinander der Konfessionen, das zeitweise von harten Auseinandersetzungen geprägt war, ist inzwischen, vor allem in neuerer Zeit, einem vertrauensvollen Miteinander gewichen... _*)6.

Entstehung und Name

Schon zur Keltenzeit war die Gegend besiedelt, wie - heute noch sichtbare – Grabhügel beim Teilort Rusenberg bezeugen. Wann Attenweiler gegründet wurde, lässt sich nicht aufs Jahr genau feststellen. Es wird aber zwischen 700 und 820 - gewesen sein, dass hier die ersten Bauern rodeten und sich angesiedelt haben. In jener Zeit entstanden in Oberschwaben viele Orte mit der Endung - weiler. Sollte jedoch jener Atto (Hatto) von Kesselberg, Graf im Eritgau, der 903 oder 904 - im Kampf gegen die Hunnen gefallen ist, der Gründer gewesen sein, so wäre Attenweiler wesentlich jünger. Der Name kann aber genauso gut auf einen anderen Atto, etwa auf den ersten Bauern der sich ansiedelte, zurückgehen.  _*)6.

Über den vorher genannten Hatto (kurzgesprochenes oder verschlucktes H = Atto) ist in der „Geschichte von Stadt und Stift Buchau“, aus dem Jahre 1884, Band II, Seite 271, von Joh. Evang. Schöttle, Pfarrer von Seekirch, dessen Lebensgeschichte niedergeschrieben. Unter anderem ist nachzulesen, dass  „...nach den alten Annalisten, wie ich’s im Warthauser Archiv  fand, ....folgte Hatto in 5. Generation von 874-902 oder etwas darüber hinaus. Er war ein ritterlicher Charakter, legte Kolonien an, so insbesondere das nach ihm benannte Attoniswilare = Attenweiler. Bei Volk und Hohen stund er in großem Ansehen; daher machte ihn Ludwig der Deutsche zum Grafen des seiner Herrschaft so nahe gelegenen Eritgaues. Oggelshausen und Tiefenbach, im Rammachgaue gelegen, gehörte noch zu seiner Herrschaft...  ...mit seinem Tode erlosch sein Geschlecht.“

Erste urkundliche Erwähnung

Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1254 zurück; damals war ein Friedrich von „Atenwilare“ Zeuge bei der gütlichen Beilegung eines Streites zwischen dem Kloster St. Blasien (Schwarzwald) und dem Pfarrer von Seekirch wegen einer Gült.

Geographische Lage

Attenweiler liegt 596 m über N.N., Geographische Position 48.1333300 / 9.7000000, ca. 9,5 km nordwestlich von Biberach am Kreuzungspunkt der Landstraße L266 (Stafflangen - Aßmannshardt) und der Kreisstraße K 7533 (Rupertshofen - B 312 - Biberach).

Geländeform

Durch die Rißeiszeit entstand ein in nordöstlicher Richtung verlaufendes flaches Tal mit zwei Armen, welche den Hummelsberg (646 m) umschließen. Am oberen Ende des Tales liegt der Ortsteil Schammach und am rechten Arm Gutershofen. Nahe Schammachs entspringt, der durch das rechte Tal fließende Erlenbach, im Ort Attenweiler Mühlenbach und ab Ortsende Ölbach genannt (in Schemmerhofen Mühlbach). Der Talwiesenbach entspringt ebenfalls bei Schammach und fließt durch das linke Tal. Beide vereinigen sich nördlich von Attenweiler und münden dann bei Schemmerhofen in die Riß.

Durch Dämme, welche künstlich angelegt wurden, entstanden zwei Weiher, der „Gutershofer Weiher“ oder „Obere Weiher“ und der „Untere Weiher“ oder „Mühlenweiher“.  Der „Obere Weiher“ wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Der „Untere Weiher“ diente der Mühle bis 1964 als Wasserspeicher. Beide dienen heute dem Fischfang und der Naherholung. Ein zweites tieferes Tal bildete sich nordwestlich mit gleicher Ausrichtung. In diesem Tal, auch Täle (Däle) genannt, liegen die Ortsteile Hausen und Rusenberg. Der bei Hausen entspringende „Aigendorfer Bach“ mündet bei Rottenacker in die Donau.

Quellenverzeichnis

_*)6   _    „Attenweiler - Zwei Konfessionen ein Dorf“ - Paul Hespeler 1993

Text stammt aus der Festschrift zum Kreismusikfest 2004 Geschichte Attenweiler und Oggelsbeuren.